Kommunalwahl 2025 in Marl – Wer entscheidet über die Zukunft der Stadt?

Ein Sonntagmorgen im September. In den Stadtteilen von Marl öffnen die Wahllokale, und vor dem Schulgebäude in Hüls-Süd bilden sich bereits kleine Grüppchen. Manche kommen mit dem Fahrrad, andere mit dem Kinderwagen oder einer Tüte vom Bäcker. Viele von ihnen gehen wählen – vielleicht zum ersten Mal, vielleicht zum zehnten. Doch worum geht es bei der Kommunalwahl 2025 in Marl eigentlich genau?

Am 14. September 2025 stimmen die Bürgerinnen und Bürger von Marl über zentrale Weichenstellungen ab. Gewählt werden nicht nur der Stadtrat und die Bürgermeisterin bzw. der Bürgermeister, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter für den Regionalverband Ruhr (RVR) und – parallel dazu – der Integrationsrat. Diese kommunalen Gremien haben direkten Einfluss auf Themen wie Wohnraumpolitik, Verkehr, Bildung, Stadtentwicklung und Teilhabe.

Doch viele Fragen stehen im Raum: Wer kandidiert überhaupt? Wie funktioniert das kompliziert wirkende Wahlverfahren? Und was hat es mit dem Urteil des nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshofs auf sich, das kurz vor der Wahl für Unruhe sorgte?

Dieser Artikel gibt fundierte, verständliche Antworten – und möchte Orientierung bieten für alle, die mehr wissen wollen über die Kommunalwahl 2025 in Marl.

🗂️ Das Wichtigste in Kürze

  • Wahltag in Marl: Sonntag, 14. September 2025 (Stichwahl ggf. am 28. September)
  • Zur Wahl stehen: Bürgermeister:in, Stadtrat, Regionalverband Ruhr, Integrationsrat
  • Hauptkandidaten: Arndt (SPD), Terhorst (CDU/FDP), Kühnhenrich (Grüne), Weiß (AfD)
  • Neues Urteil: Gericht kippt geplantes Rock-Verfahren – Sainte-Laguë bleibt gültig
  • Besonderheit 2025: Wahl des Integrationsrats findet gleichzeitig statt

🔎 Inhaltsverzeichnis

  1. Der Fahrplan zur Kommunalwahl
  2. Die Kandidierenden in Marl
  3. So wählen Sie in Marl – Schritt für Schritt
  4. Wahlkampf in der Stadt – ein Blick nach Sinsen
  5. Was das Wahlrecht regelt – und warum das wichtig ist
  6. Was viele noch nicht wissen – Unsicherheiten und Fragen
  7. Fazit – Warum Ihre Stimme zählt

Der Fahrplan zur Kommunalwahl

Am Sonntag, den 14. September 2025, findet in Marl – wie in ganz Nordrhein-Westfalen – die nächste Kommunalwahl statt. An diesem Tag werden mehrere Gremien gewählt, darunter der Stadtrat, die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister sowie die Vertreterinnen und Vertreter im Regionalverband Ruhr (RVR). In Marl kommt eine weitere Komponente hinzu: Auch der Integrationsrat wird neu gewählt – ein Gremium, das sich für die Belange von Menschen mit Migrationsgeschichte einsetzt.

Falls keiner der Bürgermeisterkandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit (also mehr als 50 % der Stimmen) erreicht, wird am 28. September 2025 eine Stichwahl angesetzt. Bürger:innen sollten sich daher beide Termine vormerken.

Die Stadt Marl kündigte an, dass Briefwahlunterlagen ab etwa Mitte August beantragt werden können – entweder online über das Bürgerportal oder direkt beim Wahlamt.

Die Kandidierenden in Marl

Bürgermeisterwahl: Kontinuität oder Neuanfang?

Die Kommunalwahl 2025 bringt eine spannende Bürgermeisterwahl mit sich. Der langjährige Amtsinhaber Werner Arndt (SPD) tritt erneut an. Seit 2009 steht er an der Spitze der Stadtverwaltung und setzt in seiner Kampagne auf Erfahrung und Verlässlichkeit.

Gegen ihn kandidiert Thomas Terhorst, gemeinsamer Bewerber von CDU und FDP. Der Verwaltungsfachmann aus dem Marler Norden setzt auf ein Profil aus Wirtschaftskompetenz, Digitalisierung und Sicherheit.

Ebenfalls im Rennen ist Beate Kühnhenrich von den Grünen. Sie bringt Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Klimaanpassung und soziale Teilhabe in den Vordergrund – besonders mit Blick auf Kinder, Alleinerziehende und Senior:innen.

Vierter im Bunde ist Michael Weiß von der AfD. Er vertritt einen migrationskritischen Kurs und will laut eigener Aussage „die politische Korrektheit in Marl beenden“.

Ratswahl: Alte Kräfte, neue Bewegungen

Auch die Wahl des Stadtrats verspricht Veränderung. Neben den bekannten Parteien SPD, CDU, Grüne, FDP, Linke und AfD treten in diesem Jahr zwei neue Wählergemeinschaften an:

  • Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), vertreten durch Melanie Kern, das insbesondere soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Eigenständigkeit betont.
  • Die Kritischen Bürger Marl, eine lokal verwurzelte Gruppe, die sich vor allem für transparente Entscheidungen, mehr Bürgerbeteiligung und sachorientierte Politik stark macht.

Mit diesen neuen Akteuren verändert sich die politische Landschaft – und damit auch die möglichen Konstellationen im Rat.

So wählen Sie in Marl – Schritt für Schritt

Gerade bei Kommunalwahlen ist der Ablauf oft nicht auf den ersten Blick verständlich. Deshalb hier ein kompakter Leitfaden – besonders hilfreich für Erstwähler:innen und Zugezogene:

🗂️ Schritt-für-Schritt zur Stimmabgabe:

  1. Wahlbenachrichtigung erhalten
    Diese wird Ihnen spätestens drei Wochen vor dem Wahltag per Post zugestellt. Darin stehen Ihr Wahllokal, der Wahlzeitraum und weitere Hinweise.
  2. Wahlort aufsuchen oder Briefwahl beantragen
    In der Wahlbenachrichtigung steht, in welchem Wahllokal Sie wählen. Alternativ können Sie vorher Briefwahl beantragen – online oder schriftlich bei der Stadt.
  3. Gültigen Ausweis mitbringen
    Auch wenn Sie die Benachrichtigung vorzeigen, benötigen Sie Ihren Personalausweis oder Reisepass.
  4. Im Wahllokal mehrere Stimmzettel erhalten
    Sie bekommen in der Regel vier Zettel:
    • für die Stadtratswahl
    • für die Bürgermeisterwahl
    • für den Regionalverband Ruhr
    • für den Integrationsrat (wenn Sie wahlberechtigt sind)
  5. Ankreuzen und abgeben
    Auf jedem Zettel nur ein Kreuz setzen. Dann die Stimmzettel in die vorgesehenen Urnen werfen – fertig.

Wahlkampf in der Stadt – ein Blick nach Sinsen

Wahlkampf in Marl ist sichtbar – und manchmal auch konfliktreich. In Sinsen beispielsweise wurden Mitte Juli mehrere Plakate des CDU/FDP-Kandidaten Thomas Terhorst gestohlen. Die Polizei ermittelt, der Vorfall sorgte für mediale Aufmerksamkeit.

Die Stadt Marl hat klare Regeln für die Plakatierung erlassen:

  • Wahlplakate dürfen frühestens sechs Wochen vor dem Wahltag aufgehängt werden.
  • Sie müssen aus recycelbarem Material bestehen.
  • Spätestens zwei Wochen nach der Wahl sind sie zu entfernen.

Die Kandidierenden setzen zunehmend auch auf Social Media, Stadtteilgespräche und Videoformate. Insbesondere junge Wähler:innen sollen so erreicht werden.

Was das Wahlrecht regelt – und warum das wichtig ist

Die Grundlage für jede Wahl ist das geltende Kommunalwahlrecht NRW. Im Jahr 2024 wollte die Landesregierung dieses reformieren: Künftig sollten Mandate im Stadtrat nach dem sogenannten „Rock-Verfahren“ verteilt werden – eine Rechenmethode, die tendenziell größere Parteien bevorteilt hätte.

Doch im Mai 2025 kippte der Verfassungsgerichtshof Nordrhein-Westfalen diese Reform. Begründung: Das Verfahren verstoße gegen die Gleichheit der Wahl und benachteilige kleinere Gruppierungen in unzulässiger Weise.

Was bedeutet das für Marl?
Die Mandate im Stadtrat werden weiterhin nach dem Sainte-Laguë/Schepers-Verfahren verteilt – einer mathematisch ausgewogenen Methode, die die Verhältnisse der Stimmen möglichst gerecht abbildet. Dieses Verfahren ist auch bei Bundestags- und Landtagswahlen üblich.
➡️ Eine verständliche Erläuterung bietet die Bundeszentrale für politische Bildung.

Das Urteil stärkt damit indirekt die Position von BSW, Kritischen Bürgern und anderen kleineren Gruppen – ihre Chancen auf Ratssitze bleiben intakt.

Was viele noch nicht wissen – Unsicherheiten und Fragen

Viele Bürger:innen haben rund um die Kommunalwahl Fragen. Laut Studien der Landeszentrale für politische Bildung wissen rund 57 % der Wahlberechtigten in NRW nicht genau, was auf kommunaler Ebene gewählt wird – oder wer überhaupt wahlberechtigt ist.

Deshalb hier die wichtigsten Fakten für Marl:

Wahlberechtigt sind alle Personen, die:

  • mindestens 16 Jahre alt sind
  • seit mindestens 16 Tagen in Marl wohnen
  • die deutsche oder eine EU-Staatsbürgerschaft besitzen

Häufige Unsicherheiten betreffen:

„Was genau macht der Integrationsrat?“
„Wie viele Stimmen habe ich?“
„Was ist, wenn ich am Wahltag im Urlaub bin?“

Die Stadt Marl bietet dazu Beratung, Infoveranstaltungen, mehrsprachige Broschüren und digitale Wahlhilfen an – eine Übersicht finden Sie auf www.marl.de.

Fazit – Warum Ihre Stimme zählt

Die Kommunalwahl mag weniger mediale Aufmerksamkeit bekommen als Bundestags- oder Europawahlen – doch ihre Wirkung ist oft unmittelbarer. In Marl wird mit dieser Wahl entschieden, welche Prioritäten die Stadt in den kommenden Jahren setzt: beim Wohnungsbau, bei der Kinderbetreuung, beim Klimaschutz oder bei der digitalen Verwaltung.

Ihre Stimme bestimmt mit, welche Richtung Marl nimmt. Deshalb: Informieren. Entscheiden. Wählen.

🔗 Weiterführende Links

  • Offizielle Wahlinfos der Stadt Marl: www.marl.de
  • Sainte-Laguë erklärt (BPB): bpb.de

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