Nächster Wildpferdefang: Samstag, 30. Mai 2026 | Ort: Merfelder Bruch, Dülmen (NRW)
Mitten im Münsterland liegt ein Ort, der Naturgeschichte lebendig werden lässt: die Wildpferdebahn Merfelder Bruch – Heimat der letzten freilebenden Pferdeherde Mitteleuropas. Hier leben rund 300 bis 400 Dülmener Wildpferde unter nahezu natürlichen Bedingungen in dem 360 Hektar großen Naturschutzgebiet Merfelder Bruch. Der jährliche Wildpferdefang, ein europaweit einzigartiges Ereignis, zieht Besucher aus ganz Deutschland an. Was ursprünglich der Populationskontrolle diente, ist heute auch ein Spiegel des Wandels: zwischen Tradition, Tierwohl und öffentlicher Verantwortung.
Das Wichtigste in Kürze
- Was? Wildpferdebahn mit rund 300-400 Dülmener Pferden in halbwilder Haltung
- Wo? Merfelder Bruch, ca. 8 km westlich von Dülmen (NRW)
- Wann? Jährlicher Wildpferdefang am letzten Samstag im Mai (nächster Termin: 30. Mai 2026)
- Warum? Populationskontrolle & Erhalt der genetischen Vielfalt
- Besuch? Führungen & Veranstaltungen möglich, Wildpferdefang ist ticketpflichtig
Inhaltsverzeichnis
- Historischer Ursprung der Wildpferdebahn Merfelder Bruch
- Lebensraum Merfelder Bruch – Naturraum mit Schutzauftrag
- Der Wildpferdefang – altes Ritual im Wandel
- Gefährdete Rasse, lebendige Kultur
- Fazit: Was wir von der Wildpferdebahn lernen können
1. Historischer Ursprung der Wildpferdebahn Merfelder Bruch
Die Ursprünge der Dülmener Wildpferde reichen bis ins Mittelalter zurück. In Urkunden des 14. Jahrhunderts ist bereits von wildlebenden Pferden in der Region die Rede. Mit der Ausbreitung der Landwirtschaft und zunehmender Besiedlung verschwand diese Freiheit fast überall – außer im Merfelder Bruch.
1847 griff Herzog Alfred von Croÿ ein und ließ ein großes, eingezäuntes Areal schaffen. Ziel: die Erhaltung der letzten halbwilden Pferde in Westfalen. Dieser Schritt markiert den Beginn der Wildpferdebahn, wie sie heute besteht.
Wichtig: Die Pferde gelten biologisch nicht als echte Wildpferde, sondern als alte, robuste Hauspferderasse mit besonderer Haltungsform.
2. Lebensraum Merfelder Bruch – Naturraum mit Schutzauftrag
Der Merfelder Bruch ist ein strukturreicher Naturraum: Feuchtwiesen, Heide, Moor- und Kiefernlandschaften prägen das Bild. Auf rund 360 Hektar bewegen sich die Pferde frei – gemeinsam mit Rotwild, seltenen Amphibien und Vogelarten.
Seit 1957 ist das Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen und Teil des Natura 2000-Netzes der EU. Hier wird bewusst auf intensive Pflege verzichtet: Die Tiere leben im Herdenverband, ernähren sich größtenteils selbst und nutzen den Raum so, wie es ihre Instinkte vorgeben.
Naturnahe Haltung in Zahlen:
Haltungselement | Status |
---|---|
Stallhaltung | Keine |
Fütterung | Nur bei extremer Witterung (Heu) |
Sozialstruktur | Freie Herdenbildung |
Tierkontakt durch Menschen | Minimal (außer beim Fang) |
3. Der Wildpferdefang – altes Ritual im Wandel

Jedes Jahr am letzten Samstag im Mai wird der sonst ruhige Bruch zur Bühne eines besonderen Ereignisses: dem Wildpferdefang. Er dient nicht der Unterhaltung, sondern einem klaren Zweck: Hengste entfernen, um Kämpfe und Inzucht zu vermeiden. Die jungen Tiere werden versteigert – meist an Privatpersonen oder Züchter:innen.
Früher: rohe Kraftakte, keine tierärztliche Begleitung.
Heute: gepolsterte Holzrundung, Chip-Kennzeichnung statt Brandzeichen, tiermedizinische Aufsicht.
Ein Beispiel für den Wandel:
2022 nahm erstmals eine Frau an der traditionellen Fängergruppe teil – ein Zeichen für Öffnung und Perspektivwechsel.
Leserfrage: Ist der Fang mit dem Tierschutz vereinbar?
Antwort: Ja, laut veterinärmedizinischer Begleitung. Doch Kritik bleibt – etwa an der stressbedingten Belastung oder an der fehlenden Langzeitbeobachtung der entnommenen Tiere. Langfristige Studien liegen bislang nicht öffentlich zugänglich vor.
4. Gefährdete Rasse, lebendige Kultur
Das Dülmener Pferd ist eine seltene, ursprüngliche Hauspferderasse. Charakteristisch: klein, kräftig, widerstandsfähig, meist mausgrau mit Aalstrich. Genetisch gehört es zu den wenigen Rassen, die jahrhundertelang ohne Einkreuzung überlebten.
Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) listet das Dülmener Pferd auf der Roten Liste (Kategorie I: stark gefährdet).
In Deutschland leben nur wenige hundert Exemplare – die meisten im Merfelder Bruch.
Touristische Relevanz:
Die Pferde sind identitätsstiftend für die Region. Die Stadt Dülmen bewirbt sie bewusst als Alleinstellungsmerkmal – dennoch bleibt der Zugang zum Areal bewusst eingeschränkt.
Besuchsmöglichkeiten:
- Führungen von März bis Oktober (Anmeldung notwendig)
- Aussichtshügel am Wildpferdegehege
- Veranstaltungen zum Wildpferdefang (ticketpflichtig, begrenzte Kapazitäten)
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5. Fazit: Was wir von der Wildpferdebahn lernen können
Die Wildpferdebahn Merfelder Bruch ist kein Relikt – sie ist ein lebendiger Schauplatz, an dem sich Natur, Geschichte und Gesellschaft begegnen. Sie zeigt, wie verantwortungsvoller Umgang mit traditionellem Wissen heute aussehen kann: mit Respekt vor dem Tier, mit Augenmaß bei Eingriffen – und mit Offenheit für Veränderung.Doch auch Herausforderungen bleiben:
Doch auch Herausforderungen bleiben:
- Der Klimawandel verändert die Vegetation des Bruchs.
- Die genetische Basis der Herde ist eng – langfristiger Erhalt braucht Monitoring.
- Tierschutzfragen erfordern weitergehende wissenschaftliche Begleitung.
Wer die Wildpferdebahn Merfelder Bruch besucht, erlebt nicht bloß Pferde. Sondern ein lebendiges Beispiel dafür, wie Kultur und Naturschutz sich ergänzen können – wenn man bereit ist, Verantwortung zu tragen.
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📆 Nächster Wildpferdefang: Samstag, 30. Mai 2026 – Tickets sind frühzeitig zu buchen.