Gefährlicher als gedacht? Was Sie über Zecken, FSME und Borreliose jetzt wissen müssen

Zecken sind klein, unscheinbar – und können große gesundheitliche Probleme verursachen. In Deutschland übertragen sie zwei relevante Krankheiten: die bakterielle Borreliose und die virale FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Besonders in den warmen Monaten steigt die Gefahr – doch durch milde Winter sind die Spinnentiere mittlerweile fast ganzjährig aktiv. Dieser Artikel liefert fundierte Informationen, klärt gängige Irrtümer auf und gibt praxisnahe Tipps: Wann wird es gefährlich, wie erkennt man Symptome und wie kann man sich schützen?

Das Wichtigste in Kürze

  • Borreliose ist bakteriell, behandelbar, aber nicht immer leicht zu diagnostizieren.
  • FSME ist viral, kann schwere neurologische Schäden verursachen – eine Impfung schützt.
  • Zeckenbisse sind nicht immer spürbar, können aber binnen Minuten zur Infektion führen.
  • Die FSME-Impfung wird von der STIKO für Menschen in Risikogebieten empfohlen.
  • Zecken sind klimabedingt ganzjährig aktiv, auch in Regionen außerhalb des klassischen Südens.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was Zecken sind – und warum sie gefährlich werden können
  2. FSME – die virale Gefahr mit Impfung
  3. Borreliose – die unterschätzte Infektion
  4. Zeckenbiss: richtig reagieren, Fehler vermeiden
  5. Klimawandel und neue Risiken
  6. Fazit: Was Sie wissen sollten – und tun können
  7. Häufige Fragen (FAQ)

Was Zecken sind – und warum sie gefährlich werden können

Zecken gehören zur Familie der Milben. In Deutschland ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) am weitesten verbreitet. Er lauert in hohem Gras, an Waldrändern, aber zunehmend auch in städtischen Parks. Wenn Mensch oder Tier vorbeistreifen, klammert sich die Zecke fest und beginnt unbemerkt mit dem Blutsaugen.

Problematisch wird es, wenn dabei Krankheitserreger übertragen werden. In Deutschland sind zwei Infektionen besonders relevant:

  • Borreliose (bakteriell, durch Borrelia burgdorferi)
  • FSME (viral, Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Durch den Klimawandel sind Zecken länger aktiv: Bereits Temperaturen ab 7 °C reichen aus. In einigen Regionen sind sie selbst im Dezember aktiv – ein saisonales Risiko gibt es kaum noch.

FSME – die virale Gefahr mit Impfung

FSME wird durch ein Virus ausgelöst und kann das zentrale Nervensystem befallen. Die Erkrankung verläuft oft in zwei Phasen:

  1. Grippeartige Symptome: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen.
  2. Neurologische Beschwerden: Nackensteifigkeit, Lähmungen, Koordinationsstörungen.

Die Viren können bereits Minuten nach dem Zeckenbiss übertragen werden. Eine rasche Entfernung schützt hier nicht. Eine Impfung ist die einzige wirksame Vorsorgemaßnahme. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Risikogebiete empfohlen.

Beispiel: Thomas H., 58, aus Regensburg, erkrankte im Spätsommer an FSME. Nach grippeähnlichen Beschwerden kam es zu Koordinationsproblemen. Drei Wochen Klinikaufenthalt waren nötig. „Ich wäre froh gewesen, wenn ich mich vorher hätte impfen lassen“, sagt er.

Die jährliche FSME-Risikokarte des RKI zeigt: Bayern, Baden-Württemberg, Teile von Hessen, Sachsen, Thüringen und Brandenburg zählen zu den betroffenen Gebieten.

Borreliose – die unterschätzte Infektion

Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi übertragen. Im Gegensatz zu FSME dauert es meist mehrere Stunden (12–24 h), bis die Erreger übertragen werden. Frühzeitiges Entfernen der Zecke kann eine Infektion verhindern.

Typische Symptome:

  • Wanderröte: ringförmige Rötung um die Einstichstelle
  • Später: Nervenentzündungen, Gelenkbeschwerden, Herzrhythmusstörungen

Doch: Nicht jede Infektion zeigt die klassischen Anzeichen. Serologische Tests liefern keine eindeutigen Ergebnisse. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, muss jedoch individuell angepasst werden.

Einen Impfstoff gibt es bislang nicht. Ein Kandidat ist aktuell in klinischer Phase III (Stand: 2025), aber noch nicht verfügbar.

Zeckenbiss: richtig reagieren, Fehler vermeiden

Eine Zecke sollte schnellstmöglich entfernt werden – idealerweise mit einer Zeckenkarte oder feinen Pinzette, hautnah und ohne Drehbewegung. Öle oder Klebstoffe sind ungeeignet und riskant.

Nach dem Entfernen:

  • Desinfizieren
  • Einstichstelle dokumentieren (Foto + Datum)
  • Beobachten: Tritt Wanderröte oder Unwohlsein auf, ärztlich abklären lassen

Tipp: Selbst wenn keine Symptome auftreten, lohnt sich eine Notiz im Kalender – um bei Spätfolgen den Zusammenhang leichter zu erkennen.

Klimawandel und neue Risiken

Zeckenarten breiten sich nicht nur aus – auch neue Arten tauchen auf. Die Hyalomma-Zecke, ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, wurde mehrfach in Deutschland nachgewiesen. Sie kann Erreger wie das Krim-Kongo-Fieber oder Fleckfieber übertragen. Laut RKI gibt es hierzulande bisher keine bestätigten Infektionsfälle.

Auch andere Erreger, z. B. Babesien, Neoehrlichien oder Rickettsien, werden diskutiert. Ihre Ausbreitung wird wissenschaftlich beobachtet – gesicherte Erkenntnisse liegen aktuell nur begrenzt vor.

Fazit: Was Sie wissen sollten – und tun können

Zecken sind klein, aber nicht harmlos. Wer die Risiken kennt, kann sich gut schützen. Dazu gehören:

  • Lange Kleidung in Wald und Wiese
  • Körperscan nach jedem Aufenthalt im Freien
  • Richtige Zeckenentfernung ohne Hausmittel
  • FSME-Impfung bei Aufenthalt in Risikogebieten

Borreliose bleibt eine Herausforderung – aber keine, der man wehrlos ausgeliefert ist. Achtsamkeit und medizinische Beratung helfen, Infektionen zu erkennen und wirksam zu behandeln.

👉 Prüfen Sie jetzt, ob Ihr Wohnort oder Reiseziel als FSME-Risikogebiet gilt und sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt über eine mögliche Impfung.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie schnell muss ich eine Zecke entfernen?
Bei Borreliose kann eine frühzeitige Entfernung innerhalb von 12 bis 24 Stunden das Infektionsrisiko deutlich senken. Bei FSME hingegen ist eine sofortige Übertragung möglich.

Wie erkenne ich eine Wanderröte?
Es handelt sich um eine sich ausbreitende, ringförmige Rötung, die oft erst Tage nach dem Zeckenbiss auftritt. Sie ist ein typisches, aber nicht immer vorhandenes Symptom der Borreliose.

Gibt es eine Impfung gegen Borreliose?
Noch nicht. Ein Impfstoff befindet sich in der klinischen Phase III, ist aber (Stand 2025) nicht verfügbar.

Bin ich gegen FSME dauerhaft geschützt?
Nein, die Schutzdauer ist begrenzt. Nach der Grundimmunisierung sind regelmäßige Auffrischimpfungen notwendig, etwa alle 3 bis 5 Jahre je nach Alter.

Welche Regionen gelten als FSME-Risikogebiet?
Aktuelle Karten stellt das Robert Koch-Institut bereit.

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